Die Gemeindevertretung hat einstimmig beschlossen, dass im zentralen Bereich der Nordsee-Insel Sylt kein neuer Bau von Ferienwohnungen mehr möglich ist. Dies soll dazu beitragen, die bereits bestehenden Ferienwohnungen und Hotels vor Überfüllung zu schützen und das ökologische Gleichgewicht der Insel zu bewahren. Wenn andere Gemeinden diesem Beispiel folgen, könnte dies langfristig zu einem nachhaltigeren Tourismus in Schleswig-Holstein beitragen.
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Neubau von Ferienwohnungen auf Sylt verboten wegen Beherbergungskonzept
Die Gemeinde Sylt hat ein neues Beherbergungskonzept beschlossen, das eine Begrenzung des Neubaus von Ferienwohnungen vorsieht. Diese Entscheidung wurde einstimmig von allen Parteien im Bauausschuss unterstützt. Darüber hinaus sollen die neuen Regelungen sicherstellen, dass Wohnraum auf der Insel ausschließlich von Einheimischen genutzt wird. Der Kreis Nordfriesland wird nun überprüfen, ob Wohnungen den Vorschriften des Bebauungsplans entsprechen. Eigentümer von Ferienwohnungen, die nicht genehmigt sind, werden aufgefordert, die Vermietung an Feriengäste zu beenden. Dies kann möglicherweise auch Auswirkungen auf bestehende Ferienwohnungen haben.
Sylt: Zukunft von Ferienwohnungen unklar
Derzeit gibt es keine ausführliche Dokumentation darüber, wie viele Ferienwohnungen in der Gemeinde Sylt vorhanden sind. Um diese Information zu erlangen, soll der Bestand erfasst und dokumentiert werden, was in der Umsetzungsstrategie beschlossen wurde. Nach der Dokumentation soll jede einzelne Ferienwohnung daraufhin geprüft werden, ob sie zulässig ist oder nicht. Diese Frage ist äußerst komplex, da erst 2017 festgelegt wurde, was als Ferienwohnung gilt. Folglich können Ferienwohnungen, die nach diesem Datum entstanden sind, anders bewertet werden. Die unterschiedlichen Ausgangslagen können dazu führen, dass nicht alle Ferienwohnungen zulässig sind. Das Sylt Marketing geht jedoch davon aus, dass nur wenige Ferienwohnungen aufgegeben werden müssen. Falls dies doch der Fall sein sollte, kann Unruhe auf der Insel entstehen.
Sylts Bürgermeister betont Notwendigkeit von Menschen vor Ort
Die Gemeinde Sylt möchte mit ihrem Beherbergungskonzept sicherstellen, dass die Anzahl der Gästebetten auf dem aktuellen Stand begrenzt wird. Bürgermeister Nikolas Häckel betont dabei das Ziel, die natürlichen Ressourcen der Insel zu schützen und einen nachhaltigen Tourismus zu fördern. Besonders wichtig ist ihm dabei, dass die Einwohner der Insel, die in der Feuerwehr, Pflege oder im Schichtdienst arbeiten, auch weiterhin vor Ort leben können. Nur so könne eine lebendige Gesellschaft auf Sylt aufrechterhalten werden.
Wer ein Hotel auf Sylt bauen möchte, muss vorher ein Prüfraster durchlaufen. Dabei wird geprüft, inwieweit das geplante Projekt die jeweilige Region bereichert und ob es eine Lücke füllt, die bisher noch nicht besetzt ist. Erst wenn diese Anforderungen erfüllt sind, kann das Vorhaben in die Tat umgesetzt werden.
Ferienwohnungsverbot gilt nicht in ausgewählten Orten auf Sylt
Die Gemeinde Sylt steht vor einer großen Aufgabe: Der Finanzausschuss hat bereits drei zusätzliche Stellen genehmigt, damit 122 Bebauungspläne auf Änderungen hin untersucht werden und Gebiete überplant werden können, für die es noch keinen Bebauungsplan gibt. Laut Aussage des Bürgermeisters Häckel kann dies bis zu fünf Jahren dauern. Das Beherbergungskonzept ist zurzeit nur für den Zentralbereich der Insel relevant – nicht für die anderen Gemeinden Hörnum, Kampen, Wenningstedt-Braderup und List.
„Merret reicht’s“: Sylter Bürgernetzwerk erkennt bahnbrechende Entscheidung
Der Insel Sylt ist ein riesiger Erfolg gelungen: Die Gemeinde hat einstimmig beschlossen, das touristische Wohnen zu begrenzen. Katrin Thies, Mitglied des Sylter Bürgernetzwerks „Merret reicht’s“, bezeichnet diese Entscheidung als historische, bahnbrechende Entscheidung. Mit dieser Maßnahme könne ein soziales und ökologisches Gleichgewicht wiederhergestellt werden. Susanne Matthiessen, ebenfalls Mitglied des Netzwerks, empfindet „ein Gefühl, als gewinne man die Kontrolle zurück.“
Nach nur acht Tagen: Treffen aller Bürgermeister der Insel
Das Netzwerk auf der Insel hofft, dass sich auch die übrigen Gemeinden dem Beherbergungskonzept anschließen. Der Bürgermeister von List, Ronald Benck, versprach bereits, dass das Konzept bei der nächsten Bauausschusssitzung Ende März und beim nächsten Treffen aller Insel-Bürgermeister am kommenden Montag auf der Tagesordnung steht.
Mangel an Dauerwohnungen auf Sylt
Eine Beratungsfirma namens Cima hat im Auftrag der Gemeinde Sylt eine Analyse durchgeführt, um ein Beherbungskonzept zu erstellen. Nach den Ergebnissen des Gutachtens hat das Verhältnis von Ferienwohnungen zu Dauerwohnungen auf der Insel ein kritisches Niveau erreicht. Laut dem Projektleiter Uwe Mantik gibt es auf Sylt 7.500 Ferienunterkünfte im Vergleich zu 11.000 Dauerwohnungen, was nicht ausreicht, um eine stabile Infrastruktur aufrechtzuerhalten.
Andere Gemeinden beschäftigen sich auch mit Beherbergungskonzepten und Wohnungsnot
In Schleswig-Holstein wird mit Interesse beobachtet, was in der Gemeinde Sylt entschieden wird. Der Trend zur Nutzung von Ferienwohnungen ist auf allen Inseln zu beobachten und auch auf dem Festland gibt es bereits erste Maßnahmen. So sind beispielsweise geplante Neubaugebiete in St. Peter-Ording ausschließlich für Einheimische vorgesehen. Der Bürgermeister von Wyk auf Föhr, Hans-Ulrich Hess (CDU), kündigt an, dass auch auf seiner Insel dieses Thema verstärkt angegangen werden muss.
Fehmaraner Verwaltung: Kein weiterer Spielraum
Auch an der Ostsee machen sich die Verantwortlichen Gedanken über den Tourismus und seine Auswirkungen. Der Bürgermeister von Fehmarn, Jörg Weber, betont, dass das Problem auf Sylt noch größer sei, aber auch auf Fehmarn seien politische Entscheidungen und Maßnahmen notwendig, um eine weitere Ausbreitung von Ferienwohnungen zu verhindern. Dies sei laut Weber das Ende der Fahnenstange. Eckernförde hat bereits im vergangenen Jahr ein Konzept zur Beherbergung beschlossen und geht somit einen ersten Schritt in Richtung nachhaltiger Tourismusentwicklung.